Juli Mahid Carly

Tere Mere Beech Mein, keine Ahnung, was das heißt.

Im Gewächshaus fühlt es sich sicher an, vor der ganzen Entfremdung und so. Ich sitze unter dem Mangobaum, der ist ein abgepflücktes, aber willkommenes Bild, weil Mangos den meisten gut schmecken und kaum streng riechen. Die hängen einem fast bis in den Mund rein, wenn sie reif sind. Ich schreibe mit Tinte, weil sich das wahrhaftiger anfühlt und mehr nach etwas, das irgendwem in eindrücklicher Erinnerung bleiben wird. Jemand ruft aus dem Ausland an, das kann nur mein Vater sein. Ich frage mich beim Wegdrücken, woher der meine neue Nummer hat, aber irgendeinen Weg findet das Blut immer. Die Oma hat immer gesagt, dass der Papa die Hungersnot in der DNA trägt. Die erbrochenen Reisbällchen mir deswegen in den Mund zurückschiebt, wenn ich mich gegen das widerspenstige Ziegenfleisch wehre. Einen kleinen Hüttenkäse hat Papa gebaut mit dem Geld von tausendundeinem Onkel aus Dubai. Irgendwo zu Hause, in der Heimat, in seiner und meiner, wenn ich nur möchte. Für ihn war immer klar, dass man sich nur für eine Heimat entscheiden muss. Wo verschimmelnde Katzen zuckerrübensüß in den Schwanz sich beißen und zwölfjährige Jungs ihren Müttern das Essen stolz vor die Füße schmeißen wegen zu viel Maisgranulat im Brei, um das Fehlen von Kartoffeln zu kaschieren, die diesen Frühling alle keinen hochkriegen, weil sie besoffen sind, alle sind sie ständig besoffen. Männer überfluten sich mit billigem Schnaps aus Südchina. Frauen auch, aber die machen das heimlich um Mitternacht. Zwischen Männern und Frauen sitzt jemand, der nicht dazugehört, aber die übersehe ich mit meiner Schreibfeder noch. Eine tiefe Pfütze mit Fischen, die kopfüber schwimmen, weil der Schwefelregen die Innereien an die Wasseroberfläche drückt. Das satte Grün der Felder, sieht man nur noch bei Windows, wenn man sich einen Desktop mit ordentlicher Auflösung leisten kann. Die gibt’s manchmal in der Provinzhauptstadt für ein Leben. Wie von der Hand in den Mund. So ist das auch mit der Grube hinter unserm Hof. Wo die Bagger fleißig seltene Erden direkt unter unsere Fingernägel schaufeln und meine Cousins auf ein paar Umwegen das neueste Handy von vor drei, vier Jahren auch endlich bekommen. Amazon ist da schon vorinstalliert. Onkel Rashel erzählt bei Hochzeiten immer, er arbeitet als Chauffeur in den Niederlanden, dabei meint er wohl die Lieferando-Limousine. Das ist immerhin besser als die Knopffabrik und ihre fehlende Brandschutzversicherung. Ich meine Sicherstellung, dass niemand brennt.

Meine Mutter hat sich erlaubt, alles von dort zu vergessen, wegen all den Träumen und Traumata und so und weil sie sich nicht daran erinnern wollte, was sie eigentlich nicht hätte schaffen dürfen, was die UNO-Statistiken nicht berücksichtigen, was gegen den allgemeinen subalternen Gradienten spricht, gegen die Gefälle, gegen die Ohnmacht, gegen die Ausbeute, gegen die Asylschmelze, gegen die steigenden Polkappen, gegen die sinkende Anzahl von Fruchtbarkeitsgöttinnen, gegen unsere Breitengerade. Mama sagt immer, ich soll nicht dazu schreiben, damit niemand sich falsche Hoffnungen macht, damit niemand uns hinterherkommt, damit wir allein hier sind und ich unter meinem sicheren Mangobaum bleibe, mit meiner teutonesken Schreibfeder und dem–

Woherkommen tut manchmal so weh, wenn man nie da war. Ich stelle mir meinen Körper vor, wie er dort gebaut wäre, welche Gedanken mein Kopf wohl hätte, woher meine Schmerzen kämen und ob ich auch so enttäuscht von den geschmacklosen Früchten Mitteleuropas wäre wie Papa. Plötzlich versucht die Tinte mich zu entdecken, zwischen den Onkel und Tanten, den Cousinen und Cousins, den bestechlichen Beamten und Dorfwitwen. Eine einsame Träne kullert meine braunen Wangen runter, wie in einem kitschigen Bollywood-Close-Up.

Ich steige durch die Gewächshausmangowurzeln herab in die Subtropen. Wie eine Reinkarnation von irgendwas Heiligem. Hochmut kommt in unserer Familie nach dem Fall. Ich schmeiße den Sternenhimmel auf meinem Sari über die linke Schulter und renne los. Meine Fingerspitzen streifen durch das Gras. Reiskäferlarven, Vanilleblüten und Grüner Tee, Kuhkacke und überall Spinat. Der riecht allerdings auch nach Kuhkacke. Das ganze Land ist ein Fluss, nein das Leben ist einer und ich zerfließe. Kurz vorm Delta auf die Riksha gesprungen, rote Wangen bekommen und dem Fahrer einen Kuss auf die Backe gegeben, bis nach Chittagong nimmt er mich mit. Die bunten Häuser werden alle schwarz in der Nacht, nur Scheiterhaufen spenden Licht. Da verbrennen wir unsere Leichen und unsern Müll. Irgendein Dorf mit einer eigenen Schule, eine von denen, die das Rotkreuz über unserem Land abwirft, aus den niedlichen Helikoptern, die sich momentan nicht mehr heruntertrauen, wegen der Arbeiter, die sich aus Versehen als Terroristen verkleiden. Ein einsames Coca-Cola-Zeichen ruft nach mir. Da kann ich sicher Unterschlupf finden. Vier junge Männer hocken davor und werfen sich gegenseitig mit Erdnussschalen ab. Zwei tragen Shirt und Jeans, die beiden andern sind oberkörperfrei mit einfachem Gehrock. Um diese Uhrzeit singen die Lerchen immer die Nationalhymne, sagt man mir. Die schwarzen Augen starren, bis ich meinen Sari über den Mund werfe. Eine andere Frau ist auch noch da, sie betreibt den Laden. Eine Ehefrau oder Schwester ist sie, oder eine Tochter. Wer weiß heutzutage schon, wie alt jemand ist, bei den ganzen Rinderhormonen. Ich vertrag die leider nicht mehr seit ein paar Jahren, ich hab die heimlich genommen, um heiratsfähiger zu werden, genauso wie die Bleichcreme, im Westen ist das aber alles viel schwerer zu bekommen. Es ist eine rustikale Runde. Sie düngen den Boden mit ihrer Spucke, manche pinkeln hinter einen Busch, einer verschüttet Fanta über meinen linken Fuß. Es ist diese milchige Fanta, die man in Europa noch als Doping aus dem Zweiten Weltkrieg kennt. Hier ist die normal oder vielleicht auch echt schon 70 Jahre alt. Ich streiche mit dem Zeigefinger über die feuchte Stelle, lege mein Gesicht kurz frei und probiere. Gib mir eine aus, ich hab Lust auf ein Getränk. Jetzt wissen sie es. Meine tiefe Stimme hat mich verraten. Der Tollpatsch legt seinen Arm um meine Schulter und greift mir in den Po, er bestellt noch schnell eine Fanta für mich, ich kichere schriller, als mein Stimmband eigentlich zulässt, und mach ihm schöne Augen. Er ist benebelt. Gras oder Yaba. Wir küssen uns hinter dem Kiosk. Meine Zunge ist zunächst schüchtern und gewöhnt sich dann immer mehr an den Geschmack. In Deutschland sind die Schleimhäute oft so furchtbar ausgetrocknet und fad. Die Nacht heilt alle Wunden.

Unter Weißen ist es manchmal so schwer auf Dating-Apps, weil die entweder rassistisch sind oder von mir hören wollen, dass sie es nicht sind. Und ob da ein Unterschied besteht, weiß ich irgendwie immer noch nicht. Liton, der ohne Mondschein bei näherer Betrachtung weniger niedlich ist als gedacht, nimmt mich am nächsten Morgen auf dem Motoroller bis zur nächsten großen Stadt mit. Mein Handy klingelt, ich wusste gar nicht, dass ich das noch bei mir hab. Meine Krankenkasse erinnert mich daran, dass ich bald nicht mehr über meine Mutter versichert sein kann, und fragt mich, ob ich wisse, dass Leute wie ich ein erhöhtes Diabetesrisiko haben. Ich werfe Frau Schlegel und ihr Vorsorgeangebot mit freundlichem Gruß in ein schmutziges Rinnsal am Straßenrand, klammere mich an Litons kräftige Hüften und bilde mir ein, dass ich Britney Spears in ihrem ikonischen Toxic-Video von 2005 bin. Mein Sari weht im Wind. Und eine dünne schwarze Sonnenbrille habe ich wahrscheinlich auch auf der Nase. Liton erzählt mir, dass Toxic einen Bollywood-Song sampelt und dass das ja sinnbildlich für die postkoloniale Ausbeutung und kulturelle Aneignung südasiatischer Völker sei. Er quatscht mir ein bisschen zu viel. Ein Kuss bringt ihn zum Schweigen. With the taste of your lips I'm on a ride, rufe ich in die überflutete Weite der Mangroven und springe an der nächsten Kreuzung herab.

Ein Flur eröffnet sich vor mir, der genauso aussieht, wie auf den ganzen Fotos, die mich Papa immer zwingt anzugucken, wenn ihm mal wieder auffällt, dass ich die Namen meiner sieben Tanten nicht richtig zuordnen kann. Sjuli, Schjumi, Schola, Damar, mehr krieg ich auch jetzt nicht zusammen. Aber sie stehen alle da, in einer Reihe, empfangen mich, wie sollte es anders sein, mit saftigen Mangos in der Hand. Kinder springen wie Mowgli von den Kokokspalmen und das ganze Dorf gehört für einen Moment nur mir. Wie sie alle weinen, ist mir fast unangenehm. Sie weinen am Telefon bei guten Nachrichten, bei schlechten Nachrichten oder auch, wenn sie traurig sind, weil es keine Nachrichten gibt. Manchmal fangen sie an zu weinen, weil ihnen auffällt, dass sie getrennt sind und überall in der Welt zerstreut. Oder weil irgendwem auffällt, dass in drei Monaten ja das Todesjubiläum von einem Großonkel dritten Grades ist, der sich immer so rührend um die Waisenkinder der Nachbarschaft gekümmert hat. Die Menschen hier sind einfach näher am Wasser gebaut, genau wie ihre Häuser. Meine Mutter hab ich nur einmal in Deutschland weinen sehen. Wegen einem Wespenstich. Und einmal, als ich ganze fünf Packungen von dem zungenbetäubenden Fertigsalatsaucengranulat auf einmal gegessen hab.

Ich komme aus einer Zwangsheirat. Ich komme bei dem Haus an, das mein Vater mit den Geldern, die vielleicht eigentlich mal Unterhaltszahlungen hätten sein können, über zehn Jahre mit einigen Rückschlägen gebaut hat. Da war das große Hochwasser von 2007, das von 2009 und natürlich das von 2012. Da waren die Bauarbeiter nie drauf vorbereitet. Einmal kurz vor Vollendung sind Kommunisten eingebrochen und haben den Trockenbau besetzt. Die finden scheiße, dass meine Familie ihre Kinder ins Ausland schickt und dadurch reich wird, ohne Steuern an den bengalischen Staat abzurichten. Alles ist viel schöner, als ich es erwartet hätte. Der Hof ist prächtig mit orangenen und pinken Blumengirlanden geschmückt. Mein Bräutigam wartet sicher im Erdgeschoss, noch dürfen wir uns ja nicht sehen. Mein Großvater hat den für mich ausgewählt und wie sagt mein Vater immer so schön: Eine bengalische Frau gewinnt an Freiheit, weil sie sich um die Männersuche keine Gedanken machen muss. Ich weiß, dass das furchtbar klingt. Aber irgendwie klingt es in mir nach. Ich werde unter einen Baldachin gebracht. Hier bin ich richtig, hier komme ich her. Dann fällt mir eine faulende Mango auf den Kopf. Der botanische Garten macht gleich zu und bei den Mangiferas kommt der Schließdienst meistens als erstes vorbei.

Was mich am meisten bei diesem identitätspolitischen Schließdienst stört, ist, dass am Ende immer das Argument kommt, man solle doch bitte dahin gehen, wo man herkommt, nach Hause. Ganz egal, wie edel und kulturanthropologisch die das verpacken, die Rechten, das ist letztlich, was sie meinen. Ich hab nicht mehr viel Zeit, deshalb tue ich jetzt nicht mehr so, als könnte ich eine Perspektive einnehmen. Ich mache es transparent. Ich weiß, dass das unsexy ist. Genauso unsexy wie Flüsse, Seen und Meere, die über ihre Ufer treten. Auf dem Weg nach Hause fängt es an zu regnen. Shiva weint. Ich fasse mir an die Stirn, weil sie klitschnass ist und weil ich das nicht mehr aushalte. Dass ich nur in den immergleichen Klischees über meine Nicht-Heimat nachdenken kann. Dass in meinem Kopf so viel Platz ist für homophobe Anschläge, Steinigungen und unterernährt lächelnde Kinder, ist doch nicht meine Schuld, oder? Perspektivwechsel jetzt!

Ich bin meine Tante in Bangladesch, Schjuli oder Schjumi oder wie auch immer die wirklich heißt. Ich hab geheiratet und fünf Kinder. Dir ein Video geschickt von der Hochzeit. Das du dir immer in der Weihnachtszeit anschaust. Mein Mann ist der Bürgermeister von Munjigang. 2 Millionen ungefähr. Und mein Mann dealt mit Drogen. Und mein Mann besticht die Justiz. Und wir setzen die schärferen Gesetze zur Arbeitssicherheit in Kleiderfabriken oder gegen die chemische Verunreinigung der Flüsse nicht um, wir boykottieren sie sogar. Das geht, weil die Subsidärfirmen von H&M die Aufsichtsbehörde bestechen. Ich selbst leite so eine Fabrik. Das hat dir dein Vater teilweise erzählt. Das hast du teilweise dir selbst ergoogelt. Du fragst dich, ob wir in Bangladesch auch von Rassismus betroffen sind. Die Antwort ist ja. Wir gehören hier zu den Hellen. Den Reichen. Den Schönen. Wir betreffen andere mit unserem ethnischen Passivvorteil. Du bist neidisch darauf. Dass du einem Schönheitsideal irgendwo auf der Welt tatsächlich entsprechen könntest, das nimmt dir Trauma und gibt deiner Existenz Tragik. Im Gegensatz zu mir weißt du, dass mein Heimatort wahrscheinlich innerhalb der nächsten 25 Jahre unter Wasser stehen wird. Ich werde darauf nicht vorbereitet sein, ich werde es langsam bemerken, aber weil ich Macht habe, werde ich mir keine Sorgen machen und einfach mein Haus immer höher bauen oder irgendwann umziehen. Ich werde auf Leichen wohnen, ich wohne schon auf Leichen. Du wohnst auch auf Leichen, aber bei dir wirkt das weniger rücksichtslos, weil ich und meine Familie die kriminelle, menschenverachtende Drecksarbeit verrichten, die deinen Wohlstand garantiert. Das macht dich traurig. Das kann ich nicht verstehen. Das wird immer zwischen uns stehen. Denn ich bin so stolz darauf, dass ich Geld verdiene, stolz auf meine Villa, in der Sklaven arbeiten, stolz auf meine Fabrik, in der Nähte aufplatzen und Kinder verbrennen, und stolz auf dich, die ich nicht kenne, dass du im fernen Westen unter einem Mangobaum sitzen kannst und kreative Texte schreibst, die sicher mal irgendwann ganz wichtig sind oder so.

Der Schlüssel passt nicht. Das passiert immer im Sommer, wenn das Schloss enger wird. Ich lehne mich verzweifelt gegen die Haustür, als würde irgendeine Seifenoper-Kamera meine Genervtheit von oben links einfangen. Eine Stunde muss ich auf Mama warten, bis ich ins Trockene kann. Ihre karamellfarbenen Finger halten mit letzter Kraft eine viel zu voll gepackte Tüte mit Mangos aus dem türkischen Supermarkt fest. Ich frage sie, ob sie sich eigentlich vorstellen könnte, mit mir mal in die Heimat zu fliegen. Sie schaut eine Weile in die Leere zwischen meinen Augen, fokussiert dann meine Regenbogenretina, in der sie, wenn sie wütend ist, gerne mal meinen Vater wiederzuerkennen meint, und sagt trocken: Wir sind doch schon da. Mit unserem Familienhochmut und einem merkwürdig siegesgewissen Grinsen übergibt sie mir eine Frucht aus dem mittlerweile an einer Stelle aufgerissenen Beutel und wünscht mir mit nachgeäfftem Beamtendeutsch einen überartikulierten guten Appetit.

Die Treppe hoch zu meinem Zimmer ist sehr steil, vor allem, wenn man eigentlich gerne ein Gespräch führen würde. Früher hat sie immer behauptet, wir seien Sinti oder Roma, sie spüre das in sich, dass sie vom sic! „fahrenden Volk“ abstamme. Deswegen hat sie sich auch einen roten VW-Bus gekauft und spielt damit jetzt spießige Campingurlauber*innen an der Nordsee nach, wobei ihr leider für eine ordentliche Innenausstattung das Budget fehlt. Kurz überlege ich, meinen Vater oder die Krankenkasse zurückzurufen, verdränge aber schnell beide Gedanken. Die nassen Klamotten hänge ich über meinen Schreibtischstuhl und mein Körper wird aufs Bett geschmissen. Die Mango ist schön weich und löst sich im Mund schneller auf, als mir lieb ist. Ich schlucke den Kern, vielleicht wächst auf meinem Grab dann später ja ein Mangobaum. Ich verschlucke mich und spucke diesen völlig dummen Gedanken aus dem Fenster. Fast wäre ich an Heimatlosigkeit erstickt, denke ich. Und dann denke ich, jetzt ist auch mal gut mit der Melodramatik. Und dann denke ich an all meine Privilegien hier. Denke an das Nirvana, aus dem wir kommen und in das wir wieder gehen. Denke an die Generationen hungriger Münder, von denen ich abstamme, die mir epigenetisch den Diabetes übertragen haben, weil es hier im Westen alles im Überfluss gibt. Denke daran, wie selbstgerecht ich bin. Denke daran, wie ungerecht dort alles ist. Denke daran, wie ich es vielleicht besser machen könnte. Denke daran, mal nächstes Jahr einfach hinzufliegen, und denke im nächsten Moment an den furchtbaren C02-Ausstoß und dann denke ich, dass ich nur feige bin.

Ich habe Angst vor der Heimat. Ich habe Angst vor der Heimatlosigkeit. Ich habe Angst vor allen, die eine Heimat haben und stolz darauf sind. Ich habe Angst vor allen, die eine Heimat gefunden haben und glücklich sind. Ich höre Mama überfordert von unten schreien: Schau mal heraus!

Vor dem Haus, auf dem dünnen Stück Rasen, wo sonst nicht mal ein Gänseblümchen wächst, blüht eine riesige goldene Staude mit hunderten Früchten und Ästen, die bis auf die Straße ranken. Ich ziehe ein Blatt durch das Fenster direkt zu meiner Nase und lächle sanft, während ich den exotischen Duft inhaliere. Eine leise Melodie kommt mir bekannt vor und säuselt aus dem Baum. Klingt ein bisschen wie Toxic von Britney Spears nur mit anderen Instrumenten und einer anderen Stimme, die fremde Wörter auf unterschiedlichen Tönen in wunderschöne Längen zieht:

Tere Mere Beech Mein.

Cut.